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Beitrag vom 26.03.2014
Spuren - Lass alles hinter dir. Nach dem Buch von Robyn Davidson. Kinostart: 10.04.2014
Helga Egetenmeier
In neun Monaten zu Fuß durch die Hitze und Einsamkeit des Outbacks von Australien, diesen Traum verwirklicht sich Robyn Davidson im Jahr 1977. Begleitet von ihrem Hund und vier Kamelen geht es für...
... sie nach zwei harten Lehrjahren endlich los in die lebensfeindliche Wildnis.
Spuren im roten Staub
Während ihrer entbehrungsreichen Vorbereitungszeit in Alice Springs stellt sich die scheue Robyn gegen das ängstliche Unverständnis ihrer FreundInnen und der Familie, die jedoch auch insgeheim Respekt vor dem unbändigen Willen der jungen Frau haben. Der damals Elfjährigen beendete der Selbstmord der Mutter früh die unbeschwerte Kindheit und der schweigsame Vater, der vor seiner Heirat als Abenteurer durch Afrika zog, ist ihr ein zwiespältiges Vorbild. Nun da sie erwachsen ist, will sie in der Einsamkeit der Wüste ihren eigenen Weg finden. Akribisch genau geht sie an die Vorbereitungen, dressiert ihre Kamele selbst, besorgt sich Kartenmaterial und plant die Essens- und Wasserrationen exakt. Als sie feststellt, dass ihr zur Finanzierung der Reise dann doch das nötige Geld fehlt, bricht eine Welt für sie zusammen. Der zielstrebige Fotojournalist Rick Smolan sieht daraufhin seine Chance und bietet Robyn einen Deal an. Wenn er sie unterwegs für den National Geographic fotografieren darf, finanziert die Zeitschrift ihre Reise. Widerwillig geht Robyn auf den Handel ein, nicht ahnend, wie überlebenswichtig und zukunftsweisend diese Entscheidung für sie sein wird.
Gleich bei ihrem ersten großen Ziel erlebt sie eine herbe Enttäuschung, denn Kamele erhalten keinen Zutritt in das aufstrebende TouristInnengebiet des Ayers Rock. So schlägt sie ihr kleines Camp außerhalb des Zauns auf und beginnt ihre über 200 Tage dauernde allabendliche Routine: das Absatteln der Kamele, das Suchen des Feuerholzes und das Zubereiten des Abendessens. Dann fesselt sie die Vorderbeine der Kamele und kuschelt sich unter einem unglaublichen Sternenhimmel in ihren Schlafsack. In einem Interview von 2007 sagt Robyn Davidson, dass sie sich an jedes einzelne Nachtlager erinnern konnte, als sie ein paar Jahre nach der Wanderung ihr Buch "Spuren" schrieb.
Die Einsamkeit des Outbacks
Robyn wandert nun jeden Tag 20 Meilen durch den roten Staub, vorbei an spitzen Dornenbüschen, nur begleitet von der sengenden Sonne, ihrem Hund und den vier Kamelen. Ohne Effekthascherei fängt die Kamera gekonnt die Freiheit der Einsamkeit ein und setzt diese facettenreiche Entwicklungsgeschichte zart auf die Leinwand um. Durch das schauspielerische Können von Mia Wasikowska (Robyn) und Adam Driver (Rick) gelingt der Verfilmung die Übertragung des Gefühls von Weite in einer schwer einschätzbaren Natur.
Während ihrer langen Wanderung geleitet Mr. Eddy (Rolley Mintuma), ein angesehener Aborigine-Ältester, Robyn ein Stück des Weges. Obwohl sie keine gemeinsame Sprache sprechen, wird er ihr ein unschätzbarer Lehrer über die Geheimnisse des Outback.
Doch gegen Ende ihrer Reise bricht die laute Realität in Robyns alltägliche Stille, da einige Sensationsreporter ihr immer wieder auflauern. Sie macht mit ihrem Abenteuer mehr Schlagzeilen, als sie erwartet hatte. Über diese Erfahrung bricht sie zusammen, ihre Reise sollte keine Show werden, sondern allein für sie selbst von Bedeutung sein.
Die Geschichte der Robyn Davidson
Als sich Robyn Davidson 1975 auf den Weg nach Alice Springs machte, besaß sie zwar wenig Geld, musste sich jedoch keine existenziellen Sorgen machen. Australien befand sich in einer wirtschaftlich guten Lage und es gab genügend Arbeit für das tägliche Überleben. Mit verschiedenen Jobs hielt sie sich über Wasser und konnte sich als alleinreisende Frau mit ihrer zielgerichteten und introvertierten Art im konservativ-ländlichen Australien durchsetzen. Im Nomadentum der Aborigines fand sie eine Gesellschaftsform, die sie auch in ihrem weiteren Leben beschäftigte. Zu dem Thema Nomadismus veröffentlichte Robyn Davidson in der Zeitschrift Quarterly Essay 24, 2006 einen Artikel unter dem Titel "No Fixed Address: Nomads and the Fate of the Planet".
Als Vorlage für diesen, nun nach über dreißig Jahren entstandenen dokumentarischen Spielfilm, dient Robyn Davidsons Weltbestseller "Tracks" ("Spuren"). Die Beschreibung ihrer Wanderung wurde erstmals 1978 im Magazin National Geographic zusammen mit Aufnahmen des Fotografen Rick Smolan veröffentlicht. Für das 1980 erschienene Buch, das sie mit Unterstützung von Doris Lessing in London schrieb, erhielt sie als erste Frau den renommierten Thomas Cook Travel Book Award. In Australien gehört es inzwischen zu den Standardwerken der Schul- und Universitätsliteratur.
AVIVA-Tipp: Der Film zeigt uns eine mutige Frau, die gegen alle Widerstände ihren Traum realisiert und dabei ihre Selbstständigkeit und Zukunft findet. Überzeugend umgesetzt, wandert die Zuschauerin mit Robyn Davidson durch die helle Sonne und die einsame Wüste Australiens und nimmt durch das gekonnte Spiel von Mia Wasikowska hautnah Anteil an ihren Gefühlen. Eine beeindruckende Geschichte, die auch durch ihre sensible Verfilmung Spuren hinterlässt.
Zur Hauptdarstellerin: Mia Wasikowska, geboren in Canberra (Australien), wurde in kurzer Zeit zu einer weltweit gefeierten Schauspielerin. Neben anderen Filmen beeindruckte sie in der Titelrolle von Tim Burtons "Alice im Wunderland", sowie mit Tilda Swinton in Jim Jarmuschs Vampirfilm "Only Lovers Left Alive" und Glenn Close in "Albert Nobbs", in "The Kids Are All Right" von Lisa Cholodenko und in "Unbeugsam - Defiance" mit Daniel Craig.
Zur Koproduzentin: Julie Ryan ist eine der erfolgreichsten Produzentinnen des australischen Kinos. Mit ihrem Kassenerfolg "Red Dog" war sie im Jahr 2011 auf der Berlinale vertreten und mit dem Generationenfilm "Satellite Boy", über Aborigines im Umbruch, auf der Berlinale 2013.
Zur Kamerafrau: Mandy Walter ist eine der gefragtesten Kamerafrauen Australiens. Für ihre Arbeit an "Australia" (2008) mit Nicole Kidman, wurde sie mit dem Hollywood Film Award ausgezeichnet.
SPUREN
Australien, 2013
Regie: John Curran
Drehbuch: Marion Nelson
Nach dem Buch von Robyn Davidson
DarstellerInnen: Mia Wasikowska, Adam Driver, Rolley Mintuma, Rainer Bock, Robert Coleby, u.a.
Lauflänge: 112 Minuten
Kinostart: 10.04.2014
Verleih: Ascot Elite
www.spuren-derfilm.de
Der Roman ist erschienen bei Rowohlt, Neuausgabe März 2014
Autorin: Robyn Davidson
Titel: Spuren: Eine Reise durch Australien
Taschenbuch, 304 Seiten
9, 99 Euro
ISBN-13: 978-3499233227
Weitere Infos unter:
Robyn Davidson und Dr. Mike Smith (National Museum of Australia) im Interview (mp3) über "Nomadic cultures, journeys and coming home": www.nma.gov.au
"Talking Heads", Transkript eines ABC-Interviews mit Robyn Davidson, 2008:
www.abc.net
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Alice im Wunderland
Only Lovers Left Alive
Unbeugsam - Defiance